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  • Ein Aufbruch nach Nepal – Zwei Wege, eine Reise

    Es ist der 4. Januar 2025. Zwei Flüge, zwei Abflughäfen, ein Ziel: Kathmandu. Während ich von Hamburg aus aufbreche, beginnt Yeshi – oder Hishsi, wie sie in Nepal genannt wird – ihre Reise von Zypern. Diese Reise markiert für uns beide nicht nur den Start in ein neues Jahr, sondern auch den Beginn eines gemeinsamen Abenteuers, das so viele Fragen beantwortet wie neue aufwirft.

    Warum Nepal? Warum jetzt? Die Antworten sind so persönlich wie universell. Für Yeshi ist es ein Schritt zurück in die Heimat, aber vor allem ein Schritt nach vorn. Nach Monaten als Domestic Worker auf Zypern hat sie den Mut gefasst, ihre Träume wieder in den Vordergrund zu rücken. Ihr Ziel ist klar: der Schulabschluss, der ihr durch die Wirren einer falschen Identität lange verwehrt blieb, und eine Ausbildung zur Erzieherin. Sie will sich ein Leben aufbauen, das sie unabhängig und frei macht, ein Leben, das ihre Stärken feiert und nicht von anderen definiert wird.

    Für mich ist diese Reise eine Rückkehr zu den Wurzeln meiner Verbindung zu Nepal, die vor über einem Jahrzehnt begann, als ich Yeshi das erste Mal in einer Klosterschule in Pharping traf. Seitdem habe ich ihre Höhen und Tiefen miterlebt und sie nach besten Kräften unterstützt. Nepal bedeutet für mich nicht nur ein exotisches Reiseziel, sondern eine Begegnung mit einer Kultur, die so anders und doch in vielem vertraut ist. Es ist eine Chance, zu lernen, zu geben und vielleicht auch zu heilen – für uns beide.

    Doch diese Reise ist mehr als eine geografische Bewegung; sie ist ein innerer Aufbruch. Wir stehen beide vor Herausforderungen, die tief in unser Leben eingreifen. Yeshi muss mit den Konsequenzen ihres bisherigen Lebens umgehen: den Unsicherheiten, die durch ihre unklare Identität entstanden sind, und den Erfahrungen, die sie als Dalit in einer oft diskriminierenden Gesellschaft gemacht hat. Ich wiederum ringe mit dem Übergang in einen Lebensabschnitt, in dem ich neue Aufgaben und Sinn finden möchte – weit entfernt von beruflicher Routine und alltäglicher Sicherheit.

    Zusammen wollen wir die persönlichen und beruflichen Probleme überwinden, die uns bislang zurückgehalten haben. Yeshi kämpft dafür, ihre beruflichen Träume zu verwirklichen, wieder als Montessori-Lehrerin zu arbeiten und sich von gesellschaftlichen Erwartungen zu lösen. Ich möchte sie dabei begleiten, ihr Potenzial voll auszuschöpfen, und gleichzeitig meine eigenen Ziele und Werte neu definieren.

    Diese Reise ist unser gemeinsamer Versuch, die Hindernisse auf dem Weg zu unseren Träumen zu bewältigen – mit Mut, mit Vertrauen und mit dem Glauben daran, dass ein neues Kapitel immer möglich ist.

    In diesem Blog werde ich von unseren Erlebnissen berichten: von den Herausforderungen, die uns begegnen, den Menschen, die uns inspirieren, und den Momenten, in denen wir erkennen, dass jede Reise nicht nur ein Ziel, sondern auch einen Weg hat.